Krebs Vorsorge Untersuchungen
SALVE-Ausgabe Herbst 2014

Krebs Vorsorge Untersuchungen

Andrea Griessmann, Hans Christian Hinne

Es gibt inzwischen viele sogenannte Screening-Untersuchungen, die uns helfen sollen Vorsorge für Krebserkrankungen zu betreiben. Genauer gesagt, geht es dabei aber nicht um Vorsorge, sondern um Krebs-Früherkennung. Das erklärte Ziel ist, Tumore möglichst früh zu erkennen. So sollen Heilungschancen erhöht und die Sterblichkeitsrate gesenkt werden. Bei Darmkrebs-, sowie Gebärmutterhalskrebs-Screening wird sofort reagiert, wenn Schleimhautwucherungen (wie z. B. Polypen) entdeckt werden. Wucherungen sind Zellvermehrungen, die sich evtl. zu Krebs entwickeln können und meist direkt operativ entfernt werden. Im medizinischen Fachjargon bedeutet „Tumor“ erst einmal nur Schwellung, was auch eine durch Stoß verursachte Beule am Kopf sein kann, oder zu den typischen Zeichen einer Entzündung gehört. Vom bösartigen „Krebs“ spricht man, wenn körpereigene Zellen entarten und diese dann in umliegendes Gewebe einwachsen, dieses zerstören und sich durch Metastasen weiter im Körper verbreiten. Je nach Heftigkeit dieser drei Faktoren kennt die Onkologie verschiedene Kategorien. Die Früherkennung ergibt also erst einmal einen Befund: Tumor entdeckt, oder nicht. Ob es sich tatsächlich um Krebs handelt, kann erst im Labor beurteilt werden. Wie sich der Zustand dann entwickelt, ist schwer einzuschätzen und von vielen Faktoren abhängig. Es gibt Krebsfälle, die kaum Beschwerden verursachen und gutartige Tumore, die durch stetiges Wachstum lebenswichtige Organe verdrängen und quetschen (z.B. im Schädel) und so zum Tod führen. An Methodiken zur Früherkennung, bzw. Verdachtsdiagnose steht die komplette Palette an Möglichkeiten zur Verfügung. Die einfache, oder endoskopische Betrachtung, Abtastung, bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, CT, MRT, sowie Laborparameter nach Blut-,Lymph-, Liquor-, Gewebeentnahme. Die meisten Experten sind überzeugt, dass vor allem bei Hautkrebs eine frühe Diagnose lebensrettend sein kann. Für Menschen, die innerhalb der eigenen Familie durch Krebserkrankungen vorbelastet sind, kann ein Screening Sicherheit für die eigene Gesundheit bringen. Bei einem sind sich Alle einig: Um wirklich vorzubeugen ist es wichtig einen gesunden Lebensstil zu führen. Nicht rauchen, kein Übergewicht, gesunde Ernährung (siehe Buchtip), Sonnenlicht und frische Luft, Bewegung. Und vergessen Sie auch nicht Ihr Wohlgefühl. Geht es Ihrer Psyche gut, sind Sie schon auf dem besten Weg. Ein breites Feld an Vorsorge- und Therapiemethoden, die den gesamten Menschen einbeziehen, finden Sie z. B. in der Naturheilkunde.

Über die Screening Untersuchungen gibt es enorm viele Studien aus aller Herren Länder. Eine neuere Studie aus Großbritannien sagt, dass es nicht nachgewiesen ist, dass seit es die Möglichkeit der Screenings gibt, die Krebserkrankungen zurückgegangen seien. Wie auch, denn wie gesagt: es geht hier um Früherkennung und nicht um Vorsorge. Bei Brustkrebs wird oft von einer 20% Reduzierung der Möglichkeit an Brustkrebs zu versterben, gesprochen. Zitat aus der WDR Sendung Quarks & Co.: „Ohne Brustkrebs-Screening sterben innerhalb von zehn Jahren fünf von 1000 Frauen am Brustkrebs. Das haben zahlreiche neuere Studien ergeben. Gehen diese 1000 Frauen regelmäßig über zehn Jahre zur  Mammographie, sterben vier von ihnen. Eine wird gerettet. Genau hier verbergen sich die angegebenen 20 Prozent: Eine von fünf Frauen sind 20 Prozent. Schaut man sich aber die ganze Gruppe der Frauen an, die regelmäßig zur Mammographie gegangen sind, dann sieht man: Von 1000 Frauen wird einer das Leben zusätzlich gerettet. Und das bedeutet gleichzeitig: Das Screening bringt 999 von 1000 Frauen keinen Nutzen.“ Oft ist es so, dass nur die Diagnose durch die Mammographie nach vorne verlegt wird. Das heißt eine Frau wird vielleicht früher und länger als es sein müsste zur Krebspatientin. Von der psychischen Belastung die dadurch entsteht, ganz zu schweigen. Die Cochrane Collaboration hat 5 verschiedene Studien über das PSA –Screening für Prostatakrebs bewertet. Es gab keinen Beweis dafür, dass dadurch Männer vor Tod durch Prostatakrebs bewahrt wurden. Die AOK schreibt hierzu auf ihrer Homepage: „Von 1000 Männern zwischen 50 und 70 Jahren haben statistisch 40 ein Prostatakarzinom. Durch den PSA-Test und im Fall eines erhöhten Wertes durch weitere Untersuchungen einschließlich einer Biopsie wird das Karzinom bei 26 dieser 40 Männer entdeckt. Bei 7 der 40 Männer ist der PSA-Wert trotz Krebs normal - der Krebs wird nicht entdeckt. Bei weiteren 7 Männern ist das Ergebnis der Biopsie falsch negativ - der Krebs wird durch die Gewebeentnahme nicht erkannt. Diese 14 Männer wiegen sich in falscher Sicherheit, denn der Krebs wurde bei ihnen übersehen. Zwei Drittel der 100 Männer mit erhöhtem PSA-Wert, werden unnötig in Sorge versetzt, denn sie haben keinen Krebs.“ Zu den genannten psychischen Effekten kommen noch die der diagnostischen Methoden. Bei der Röntgenuntersuchung wirken ionisierende Strahlen auf den Körper ein, die für die Entstehung von Krebs mitverantwortlich gemacht werden. Auch der wiederholte Reiz von Ultraschall, oder starken Magnetfeldern (MRT) ist nicht unumstritten. Wenn
die Fehl-/Neubildung nicht direkt entfernt werden kann, wird in der Regel eine Biopsie gemacht, die das Risiko birgt, Krebszellen zu streuen (Metastasen). Man sollte also gut abwägen, sich selbst informieren und notfalls auch eine zweite Meinung eines zweiten Arztes, oder Heilpraktikers einholen. Denn nicht jedes Screening ist nötig und von Nutzen.

Quellen: Quarks & Co|Wem nützt Krebsvorsorge?|01.04.2014 www.quarks.de
summaries.cochrane.org/CD004720/screening-for-prostate-cancer