Salvestrole - Natürlich gegen Krebs
SALVE-Ausgabe Frühling 2015

Salvestrole - Natürlich gegen Krebs

Phytoalexine sind Verbindungen, die eine Pflanze bildet, um sich vor Stressfaktoren wie Schimmelpilzen zu schützen. Salvestrole gehören in diese Klasse. Interessanterweise wirken Salvestrole beim Menschen krebshemmend. Salvestrole sind bitter und treten in relevanten Mengen nur in biologisch angebauten Gemüsen, Früchten und Gewürzkräutern auf. Therapeutischen Nutzen erhalten sie durch deren konzentrierten Einsatz und durch eine natürliche Vorkehrung in unserem Körper.

Bitterstoffe werden weitestgehend aus unseren Nahrungspflanzen heraus gezüchtet, um dem Gaumen des Konsumenten zu imponieren. Raffiniert geht der Mensch ans Werk, um die Herstellung von z.B. Olivenöl, oder Fruchtsäften weniger bitter, und dafür süßer zu gestalten. Leider bleibt ein wichtiger Faktor für unsere Gesundheit dabei auf der Strecke. Gerade bitter schmeckendes Obst und Gemüse hat einen positiven Einfluss auf unseren gesamten Organismus. Die sogenannten „konventionellen“ Produkte bleiben also auch in dieser Hinsicht weit hinter biologisch angebauten zurück. Zudem enthalten gerade industriell verarbeitete Produkte zusätzliche Schadstoffe, die u.a. die Krebsentstehung begünstigen.

Natürlicher Pflanzenschutz Adé

Salvestrole schützen die natürlich gewachsene Pflanze vor Umweltstress. Dazu gehören v.a. Schimmelpilze und Insekten, die der Pflanze gefährlich werden können, aber auch Viren, Bakterien und ultraviolette Strahlung. Der Einsatz von synthetischen „Pflanzenschutzmitteln“, allen voran Fungizide, führen in der Pflanze zu einer drastischen Abnahme der Salvestrol-Produktion. Die chemisch belastete Pflanze landet direkt, oder indirekt über Fleisch auf unseren Tellern. In letzterem sind die Schadstoffe konzentrierter und zudem angereichert mit Antibiotika.
Nach seiner Berufung an die Montfort University in Leicester kam Professor Burke mit Gerry Potter, dem Professor für klinische Chemie, in Kontakt. Potter ist Experte für die Entwicklung von Antikrebsmitteln. Die Forschungsgruppe von Burke und Potter ist zu dem Schluss gekommen, dass die Nahrung heute 80 bis 90% weniger Salvestrole enthält als dies vor 50 oder 100 Jahren der Fall war. Je älter und robuster eine bestimmte Gattung und deren Samen, bzw. Abkömmlinge sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit noch relevante Salvestrolmengen zu ernten.

Der Körper trifft Vorkehrungen

Um den Zusammenhang von den bekannten Phytoalexinen ausgerechnet zum Thema Krebserkrankungen zu verstehen, muss man einen Blick in die Forschungsarbeit von Professor Dan Burke werfen. Anfang der 90er entdeckte er mit seinem Forschungsteam an der Universität Aberdeen eine Art universellen Tumormarker. In und ausserhalb unserer Zellen erfüllen Enzyme vielfältige Aufgaben. In dieser zahlreichen Palette fanden die Forscher ein Enzym mit der Bezeichnung CYP1B1, das sie nur in entarteten Zellen nachweisen konnten. Dieser Befund wurde von verschiedenen, unabhängigen Laboratorien bestätigt. Gesunde Zellen enthalten zwar das entsprechende Gen, um das Enzym herzustellen, die Aktivierung erfolgt aber aus bisher unerklärlichen Gründen nur, wenn die Zelle auf dem Weg zum Krebs entartet. Die Vermutung liegt nach Prof. Burke nahe, dass die gerade entstandene Tumorzelle dieses Gen einschaltet, um selektiv beseitigt werden zu können. Sogleich ging die Suche los, diese spezielle Entdeckung bei der Krebstherapie nutzbar zu machen. Da es sich um ein Enzym handelt, versuchte man sogenannte Prodrogen zu entwickeln, die sich erst im Kontakt mit dem Enzym aktivieren.
Damit wäre eine optimale Selektivität gewährleistet. Giftige Substanzen, die bei der Zelle die sogenannte Apoptose, den programmierten Zelltod auslösen können, werden so „verpackt“, dass sie zunächst ungiftig im Körper zirkulieren können, bis sie auf den Aktivator treffen. Man entwickelte die ersten synthetischen Prodrogen (z.B. DMU-135).
Zeitgleich entdeckte man aber auch, dass durch dieses Enzym manche Krebsmedikamente entschärft wurden, was Tumore eine gewisse Medikamentenresistenz aufweisen lies. Letzteres wurde bei Docetaxel, Ellipticin, Mitoxantron und Tamoxifen bestätigt. Da Zytostatika keinen Unterschied zwischen Krebs- und gesunder Körperzelle machen und somit hohe Nebenwirkungen aufweisen, war der gerade gefundene Ansatz sehr erfolgversprechend. Die Forscher fragten sich auch, ob es nicht natürliche Substanzen gibt, die uns vor Krebsentwicklung schützen. Bei täglich 1.000 entstehenden Krebszellen im menschlichen Körper ist die Frage gerechtfertigt: Warum bekommen manche Menschen keinen Krebs?
Salvestrole treffen also auf eine natürliche Vorkehrung der Krebsprävention in unseren entarteten Körperzellen, dem Enzym CYP1B1. Durch den Kontakt wird eine Kaskade an Umwandlungen im Zellstoffwechsel eingeleitet. Daraus resultiert letztendlich das Absterben der Krebszelle. Gesunde Zellen bleiben verschont, da sie das Enzym CYP1B1 nicht in sich tragen, während entartete Zellen zugrunde gehen. Mittlerweile haben die Forscher über 20 Phytonutrienten (Bioflavonoide, Carboxylsäuren, Stilbene, Stilbenoide) in Gemüsen, Gewürzkräutern und Obst identifiziert, denen gemeinsam ist, dass sie nach Aktivierung durch CYP1B1 in Krebszellen die Apoptose induzieren. Sie bilden eine Gruppe biochemisch nicht verwandter Stoffe mit einer identischen Teilstruktur, dem so genannten Pharmakophor, das für die pharmakologische Wirksamkeit verantwortlich ist.

Salvestrole

Was den Pflanzen in ihrem Selbstschutz zugute kommt, hat nachweislichen Effekt auf den Zelltod von Krebszellen. Und damit ist bereits die früheste Form, die allererste, unerkannte Entartung einer einzelnen Zelle gemeint. Man bezeichnet sie als Salvestrole, um damit deren rettendes, heilendes Potential auszudrücken (lat. salvare = retten, heilen). Diese scharf und bitter schmeckenden Bestandteile bildet die Pflanze hauptsächlich an den exponierten Teilen, wie der Schale und Randbereichen der Wurzeln. Sie sind hitzestabil, werden aber im Kochwasser aus der Pflanze ausgelaugt (und dann meist weggeschüttet). Deshalb bietet sich die schnelle Zubereitung im Wok, oder das Dampfgaren an. Statt aufwendig komplett zu schälen, kann man auch zur Wurzelbürste greifen. Die verbleibende Mikrobenvielfalt, besonders bei Bio-Gemüse, steuert ihren zusätzlichen Teil zur Gesundheit bei (siehe „Mikrobiom“ in der folgenden Ausgabe).
Da die Zufuhr über die Nahrung manipuliert wird, empfiehlt es sich, dem entgegen zu wirken. Die Forscher haben deswegen ein Punktesystem entwickelt. Früher waren die Umweltbelastungen niedriger und wir haben mehr Salvestrole
aufgenommen, was mit einer Punktzahl von 100 gleichgesetzt wird. Heutzutage wird zu einer Aufnahme von 350 Punkten täglich geraten.
Es stehen, aus altbekannten Kosten- / Lobbygründen, nur wenige klinische Studien bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen, als Grundlage für therapeutische Hinweise zur Verfügung. Man geht von einem Minimum von 2.000 Punkten täglich aus, um relevante Ergebnisse zu erzielen. Professor Burke berichtete auf einem Seminar in Heidelberg über einzelne Falldokumentationen, mit dem problemlosen Einsatz von 50.000 Punkten und mehr. Es wurden keine Nebenwirkungen  beobachtet.

Wichtige biologische Quellen für Salvestrole

Gemüse: Blattgemüse, Artischocken, Spargel, Brunnenkresse, Rauke, alle Kohlsorten, Paprika, Avocado, Sojabohnensprossen, Wildmöhren, Sellerie, Salatgurke, Spinat, Kürbis, Zucchini, Aubergine
Obst: rote Früchte, Oliven, Johannisbeeren, Weintrauben, Äpfel, Erdbeeren, Pflaumen, Feigen, Himbeeren, Mandarinen, Orangen, Maulbeeren, Birnen, Melonen, Ananas, Mango
Gewürzkräuter und Tees: Petersilie, Basilikum, Rosmarin, Thymian, Salbei, Minze, Löwenzahn, Rooibos, Wegerich, Hagebutte, Mariendistel, Weißdorn(beeren), Kamille, Odermennig, Zitronenverbene